Griechenland, Lesbos

Menschen- und Kinderrechtsverletzungen auf europäischem Boden

 

Seit 2015 besteht auf der griechischen Insel Lesbos das Zeltlager "Kara Tepe" für geflüchtete. In Folge der Zerstörung des Flüchtlingslagers Moria durch einen Brand wurde die Kapazität in Kara Tepe kurzfristig auf mehr als 15.000 Plätze ungefähr verdoppelt. Meist teilen sich zwei Familien ein Sommerzelt. Die Presse sowie Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte werden nicht in das Lager gelassen, wofür die Polizei vor Ort Sorge trägt. Auch humanitäre Hilfe wird nur in sehr beschränktem Ausmaß zugelassen.

 

In einem Weihnachtsbrief an die Regierungsvertreter der europäischen Staaten sowie die EU-Spitze schreiben Geflüchtete aus dem Lager:

"Oft lesen und hören wir, dass wir in diesen Lagern wie Tiere leben müssen, aber wir denken, dass das nicht stimmt. Wir haben die Gesetze zum Schutz der Tiere in Europa studiert und wir haben herausgefunden, dass sogar sie mehr Rechte haben als wir. [...] Also haben wir beschlossen, Sie zu bitten, uns die einfachen Rechte zu gewähren, die Tiere haben. Wir würden uns freuen, wenn wir diese erhalten und versprechen Ihnen, dass Sie keine Klagen mehr von uns hören werden."

Jänner 2021: Unser erster Einsatz in Kara Tepe

Am 8. Jänner flogen Drin. Ulla Wurm und Drin. Michaela C. Fried, beide Fachärztinnen für Kinder und Jugendpsychiatrie, nach Lesbos. Nach einer mehrtägigen Quarantäne durften sie ihren Einsatz für die Menschen im Lager Kara Tepe starten.

 

Am Gelände von "One Happy Family" können sie im Rahmen des "Mental Health Kids"-Programmes   von  "Medical Volunteers International" mit Kindern und Eltern arbeiten sowie die Teams der Partnerorganisationen vor Ort fachärztlich supervidieren und coachen.

 

Die Situation ist trist, die von europäischen Ländern versprochene humanitäre Hilfe bleibt größtenteils aus. Bei einem Anruf in unserer Zentrale während des Einsatzes erzählte Michaela Fried: "Ich sage mittlerweile allen Menschen hier, die ich sehe, dass viele Menschen in Europa nicht mit dieser Politik der Abschottung einverstanden sind. Und dass auch wir es nicht sind, dass wir deshalb hier sind. Die Menschen bedanken sich sehr für so eine klare Aussage!"